Unser Bier
25. Mai 2017Zur Geschichte des Hauses
„In allen Kreisen Jenas ist der Gasthof zur Papiermühle als ein gutbürgerliches Haus bekannt. Der herrliche Kaffeegarten, überschattet von der Jahrhunderte alten Linde, ist ein beliebtes Ziel für Spaziergänger.“
So heißt es um 1930, als die Straßenbahn noch bis ins Mühltal fuhr, in einer Anzeige im Heft 3 der „Beiträge zur Geschichte der Stadt Jena“.
Der Referendar Gerhard Buchmann hat damals umfassende Informationen zusammengetragen und die „sechshundertjährige Mühlengeschichte“ auf 30 Seiten niedergeschrieben. An dieser Stelle ein Auszug in eigenen Worten.
Obwohl sie schon eine Weile in Betrieb gewesen sein muss, finden sich urkundliche Erwähnungen der Mühle erst aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Der erste Name, „Nasenmühle“, lässt sich darauf zurückführen, dass die Mahlmühle nahe der Nasenkuppe und nahe einer Quelle zur Leutra, dem Nasenborn, zu finden ist. Wie mindestens sieben weitere Mühlen wurde auch die Nasenmühle wohl 350 bis 400 Jahre lang durch die damals strömungsstarke Leutra betrieben und wechselte desöfteren den Besitzer.
1657, es war Ende Oktober, kaufte der Papiermacher Schmidt aus Oberweimar die alte Mühle von den Erben des letzten Müllers. Da ihm der Umbau der Mahlmühle zur Papiermühle nicht gestattet wurde, errichtete er nebenan ein neues Gebäude, in dem Papier hergestellt werden konnte. Bedarf hatte man damals genug, denn die Studenten und Professoren der Universität benötigten jede Menge Papier und an die Gasthäuser ließen sich regelmäßig Bierfilze verkaufen. Ein eigenes Wasserzeichen besaß die Papiermühle auch, es zeigte ein Schildchen, oben mit der sächsischen Raute, darunter mit einer Weintraube als Zeichen für die Stadt Jena, in der damals der Weinanbau noch blühte.
Wie zuvor die Mahlmüllerfamilien wechselten nun die Papiermüller, nach Schmidt kamen die Familien Kunstmann-Hertel, Bose und ab 1799 wieder eine Familie Schmidt. Die durften dann auch miterleben, wie in der Nacht zum 14. Oktober 1806 französische Truppen auf dem Weg zur Schlacht bei Jena und Auerstedt vor der Mühle campierten und das Räderwerk, Holz und Stroh in ihren Lagerfeuern verheizten. Nach der Familienüberlieferung soll Johann Schmidt gezwungen worden sein, den Truppenteilen den Weg nach Cospeda zu zeigen. Während er sie die Cospedaer Höhe hinaufführte, lief ein Knecht in seinem Auftrag auf dem kürzesten Weg durch das Metztal ins Dorf, um die Bauern dort noch rechtzeitig zu warnen.
1860, nach 200 Jahren also, wurde die Papierherstellung eingestellt. Die Industrialisierung war für eine Papiermühlenwirtschaft zu weit fortgeschritten. 1891 begann durch den Käufer Emil Tittel der Umbau zur oben in der Anzeige erwähnten Gastwirtschaft, die mehrere Jahrzehnte bestehen sollte.
Zu DDR-Zeiten befand sich im vorderen Haus eine HO-Gaststätte, während das hintere als Lagerraum für die Großbäckerei und Zeiss genutzt wurde, wodurch es immer weiter verkam.
1994 schließlich erstand Familie Kanz Gebäude und Grundstück, um den heute florierenden Braugasthof entstehen zu lassen.
Fast über alle Jahrhunderte hinweg wurde die Mühle, „die da liegt zu Jena vor der Stadt“, durch Familienunternehmen betrieben: erst durch die Mahlmüller, dann durch Papiermüller und schließlich durch die Gastronomen.